Lucas Schwabenitzky ist 24 Jahre alt und studiert Kommunikationswissenschaften sowie Digitalisierung-Innovation-Gesellschaft an der Universität Salzburg in Österreich.

Vor anderthalb Jahren hat er seine eigene Firma Flayn eSports gegründet. Mit seinen Spielern vertritt Lucas auf relevanten Wettbewerben folgende Spiele: League of Legends, Super Smash Bros., Rivals of Aether, Valorant, Clash Royale, CS: GO, Brawl Stars und Wild Rift.

League of Legends Team von Flayn eSports

Mit Lucas tauchen wir in die Welt des E-Sports ein und lernen die Generation Y als engagierte und professionelle Unternehmer und Sportler kennen. Hier das Interview in drei Teilen, das Lars Immerthal mit Lucas geführt hat:

Teil 1: Warum Vertrauen und Respekt wichtige Werte in der Führung einer E-Sport-Organisation sind


Du bist Gründer, Inhaber und Geschäftsführer einer E-Sport-Organisation. Welche Rolle nimmst du deinen Spielern gegenüber über ein und was dürfen sie von dir erwarten?

Die Spielerinnen und Spieler finden bei uns ein sehr familiäres Umfeld vor. Das ist sehr wichtig, da sie gegenüber uns Vertrauen entwickeln und sich auch auf ein gegebenes Versprechen verlassen können.

Aus der Sicht der Spielerinnen und Spieler ist sicherlich die Tatsache entscheidend, dass ich für sie persönlich da bin. Als Inhaber einer E-Sport-Organisation ist das sicherlich nicht selbstverständlich. Aber Ansprechbarkeit und persönlicher Austausch sind sicherlich sehr wichtig für unsere Zusammenarbeit.

Ist diese intime Art der Zusammenarbeit immer durchhaltbar?

Natürlich müssen wir auch Entscheidungen treffen, um unser Business voranzubringen. Trotzdem muss ein menschliches Miteinander als Konstante bestehen bleiben. Wir sind z.B. immer gut damit gefahren, dass unsere Spieler nicht befürchten müssen, nicht sofort ausgewechselt zu werden, nur weil sie mal ein paar Spiele nicht ihre volle Leistung gebracht haben. Langfristig hilft ihr Vertrauen uns gegenüber und das Wissen, dass wir hinter ihnen stehen, eine bessere Leistung zu bringen. Das unterscheidet uns sehr von anderen Organisationen. Andere E-Sport-Organisationen stellen Elemente wie den finanziellen Erfolg komplett über das Wohl ihrer Mitarbeiter.

Nationales Ranking Super Smash Bros.

Geht die Betreuung der Spieler dann auch in das Private?

Ja. Es gibt diese Momente, in denen ich mit den Spielern auch über ihr Privatleben spreche. Wir reden auch mit den Eltern der Spieler, da diese häufig unter 18 sind und noch zu Hause wohnen. Die Eltern können E-Sport, der bei ihren Kindern mehr als nur ein Hobby geworden ist, oft nicht einschätzen oder fassen. Auch spielen wie bei allen jugendlichen Leistungssportlerinnen und -sportlern gute Schulnoten bzw. die Leistung in der Schule eine besondere Rolle, was auch vertraglich geregelt wird. Dann fühlen sich die Eltern auch abgesichert, wenn die E-Sportlerinnen und E-Sportler den Wunsch haben, ihr Hobby zum Beruf zu machen. Denn auch E-Sportlerinnen und -Sportler benötigen, egal wie groß ihr Talent ist, langfristig auch einen guten Schulabschluss, gerade auch weil sich nicht jede oder jeder als Profi durchsetzen kann. Und natürlich gibt es die finanziellen und andere vertragliche Aspekte, die ich mit allen Beteiligten klären muss.

Sandro von Flayn eSports spielt Super Smash Bros.

Gibt es auch Werte, die du mit deiner Organisation vermittelst?

Ich denke, dass Respekt die größte Rolle bei Flayn spielt. Neben den menschlichen Aspekten gibt es z.B. auch eine Problematik und eine von außen wahrgenommene Klassendifferenz zwischen den E-Sport-Titeln bzw. -Spielen, die bei uns angeboten werden.

Was bedeutet das genau?

Ich meine damit, dass es aktuelle und sehr beliebte Spiele gibt, die jeder kennt, wie z.B. FIFA oder League of Legends. Dann gibt es aber auch durchaus noch ältere Titel wie Super Smash Bros., die die älteren Spieler noch aus ihrer Kindheit kennen. Und hier entsteht das Problem, dass die E-Sportler, die nicht die großen Titel wie League of Legends spielen, oftmals von ihrer Organisation als Spieler zweiter Klasse behandelt werden. Selbst wenn sie als Spieler mehr Leistung bringen und u.U. mehr Follower haben, erhalten sie trotzdem nicht die entsprechenden Konditionen und die Aufmerksamkeit auf der Website ihrer Organisation. Wir zollen allen E-Sportlerinnen und -Sportlern Respekt und richten uns dabei unabhängig von dem gespielten Titel nur nach dem Marketing-Value, den sie uns bringen. Und das macht sich dann auch an gleichermaßen fairen Konditionen bemerkbar, unter denen dann die Spielerinnen und Spieler bei uns ihren Sport betreiben können.

Apropos Respekt: Du hast einmal angedeutet, dass politische Bewegungen für dich und deine Spielerinnen und Spieler durchaus eine Rolle spielen können.

Natürlich spielen diese eine große Rolle für uns. Beispiele sind natürlich „Black Lives Matter“, Gender-Fragen oder auch die LGBT-Community, aus der sich z.B. Spielerinnen und Spieler rekrutieren. Das Geschlecht oder die sexuelle Orientierung ist für uns nicht relevant, sondern die Qualität, die die Spielerinnen und Spieler mitbringen. Und natürlich sollen sich alle bei uns entsprechend wohl- und respektiert fühlen. Dementsprechend flaggen wir das nicht besonders aus. Es ist einfach selbstverständlich.